Feldtag in Dranse

von LPV - Redaktion

Ein Feldtag für Grenzgänger. Denn bei der Veranstaltung am 19. Juli in der Gemarkung Dranse bewegten sich die Veranstalter direkt an der Landesgrenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg. Der Landschaftspflegeverband (LPV) Prignitz–Ruppiner Land e.V. organisierte diesen Feldtag mit den Kooperationspartnern Naturpark Stechlin–Ruppiner Land und Rheinsberger Preussenquelle. Zehn Gäste folgten der Einladung: Urlauber, Jagdpächter und Einwohner der Region.

Im Mittelpunkt standen der Fund von fünf Rote-Liste-Arten und die ökologische Bewirtschaftung der Agrarflächen zwischen Kuhlmühle und Zempow. Der Feldtag bot den geeigneten Rahmen, das alles öffentlichkeitswirksam vorzustellen.

„Im Juni wurde hier eine Agrarnaturschutzfläche kartiert“, sagte LPV-Vorsitzender Andreas Bergmann zum Auftakt der Veranstaltung. Diese Kartierung geht auf einen Zufallsfund des äußerst seltenen Lämmersalat (Arnoseris minima) zurück. Der weltweite Verbreitungsschwerpunkt von Lämmersalat befindet sich in Nordostdeutschland.

„Gut 1000 Exemplare Lämmersalat wurden hier kartiert“, sagte Andreas Bergmann voller Begeisterung. Und ordnete diesen Fund ein: „Allein drei oder vier kartierte Exemplare Lämmersalat gelten schon als etwas Besonderes.“

Dabei handelt es sich bei Lämmersalat um eine Segetal- oder Ackerbegleitart. Diese kommt auf sehr mageren und extensiv genutzten Böden vor. Innerhalb der Roten Liste gilt der Lämmersalat als „stark gefährdet.“

Die Rote Liste ist das Verzeichnis für gefährdete, ausgestorbene und verschollene Pflanzen-, Tier- und Pilzarten sowie Pflanzengesellschaften, Biotoptypen und Biotopkomplexe. Die Rote Liste stuft die Bestandssituation ein von „Null“, also ausgestorben oder verschollen, bis „3“, also gefährdet. Hinzu kommen die Kategorien „G“, Gefährdung unbekannten Ausmaßes, und „R“, extrem selten.

Zumeist ist die Verbreitung von Lämmersalat auf Randbereiche der Ackerflächen beschränkt. Diese Pionierpflanze benötigt ausgesprochen wenig Nährstoffe, toleriert Trockenheit und gedeiht auch auf sauren Standorten. Lämmersalat bevorzugt nährstoffarme Sandböden und Brachflächen oder sandige bis lehmige Ruderalstandorte. Lämmersalat ist eine konkurrenzschwache Art. Standorte mit intensiver Landwirtschaft verdrängen den Lämmersalat.

Weitere kartierte Rote-Liste-Arten in der Gemarkung Dranse sind Dillenius-Ehrenpreis (Veronica dillenii), Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis), Zwerg-Filzkraut (Filago minima) und Kleinfrüchtiger Ackerfrauenmantel (Aphenes australis).

Dillenius-Ehrenpreis und Kleinfrüchtiger Ackerfrauenmantel stehen in der Roten Liste in der Kategorie „gefährdet“. Acker-Hundskamille (Anthemis arvensis) und Zwerg-Filzkrau (Filago minima) sind dort in der Kategorie „Vorwarnstufe“ zu finden.

Der aktuelle Fund dieser fünf Rote-Liste-Arten in der Gemarkung Dranse gilt als Besonderheit in den Landkreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin. Darauf wies LPV-Vorsitzender Andreas Bergmann hin. Im Gegensatz zur Gemarkung Dranse sind in diesem Jahr in den Gemarkungen Plattenburg sowie Mankmuß und Ferbitz (alle drei Projektflächen in der Prignitz) vier beziehungsweise zwei Rote-Listen-Arten kartiert worden.

Landwirt Klaas Boessenkool aus Sewekow bewirtschaftet die Flächen in der Gemarkung Dranse. Sein Unternehmen ist dem EU-Biosiegel angeschlossen. Mit seiner ökologischen Bewirtschaftung leistet Klaas Boessenkool auch einen wertvollen Beitrag für den Fortbestand von Ackerwildkräutern. Der Lämmersalat gedeiht auf Klaas Boessenkools Flächen neben Roggen. „Dieser Standort würde sich auch für den ständigen Roggenanbau eignen“, sagte Andreas Bergmann. Damit verwies er auf den Agrardauerversuch „Ewiger Roggenanbau“ in Sachsen-Anhalt. Dieser begann 1878 als reine Roggen-Monokultur. Dort wird erforscht, wie sich die mineralische Düngung langfristig auf den Ertrag auswirkt.

„Roggen und Lupinen eignen sich hervorragend, um Wildkräuter zu etablieren“, so Andreas Bergmann.

Heiko Strobel ist im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land für den Vertragsnaturschutz zuständig. Er stellte den Besucherinnen und Besuchern das Schutzgebiet vor. „Naturparke engagieren sich in der Regionalentwicklung. Sie kooperieren mit Kommunen und Landwirten, ähnlich wie die Landschaftspflegeverbände“, sagte Heiko Strobel. Mit dem Stechlin befindet sich eines der ältesten Naturschutzgebiete Deutschlands im Bereich des Naturparks. Zum Kerngebiet des Stechlin gehören Klarwasserseen.

Im Rahmen des Vertragsnaturschutz unterstützt der Naturpark die Landschaftspflege, extensive Acker- und Grünlandnutzung, Mahd oder Kopfweidenpflege. Auch der Vertragsnaturschutz im Wald wird gefördert, etwa durch Naturverjüngung. „Mit dem Vertragsnaturschutz wird Gutes getan“, so Heiko Strobel.

Wurden im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land im Jahre 2013 noch 30.000 Euro in den Vertragsnaturschutz investiert, waren es 2023 bereits 404.000 Euro. „Wir haben aktuell 45 Verträge mit 35 Partnern auf insgesamt 370 Hektar Fläche“, sagte Heiko Strobel.

Die Preußenquelle mit Sitz in Rheinsberg ist ein Bio-Mineralwasserproduzent. Das Unternehmen setzt auf den regionalen Vertrieb in Brandenburg, Berlin und Mecklenburg. „Wir brauchen eine gesunde Landschaft, denn Wasser ist überall ein Untermieter“, sagte Geschäftsführer Frank Stieldorf. Landwirtschaft und Feldtage wie dieser in der Gemarkung Dranse sind für die Preußenquelle „wichtig, denn damit sensibilisieren wir die Menschen und erklären vor Ort den ökologischen Landbau“, so Frank Stieldorf.

„Auch Brachen sind ökologisch wertvoll“, sagte Andreas Bergmann. Dabei zeigte er auf eine Fläche mit Blühpflanzen. Stand dort im vergangenen Jahr noch Hafer, bieten die Blühpflanzen nun unterschiedlichen Insekten einen Lebensraum. „Hier wird Biodiversität gefördert“, so Andreas Bergmann.

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