Rückblick zur Fortbildung „Wildbienen in der Landwirtschaft“

von LPV - Redaktion

600 Wildbienenarten leben in Deutschland, davon sind 400 im Land Brandenburg zu finden. Die Ochsenzungenseidenbiene ist auf einen sehr spezialisierten Lebensraum angewiesen. Diese Wildbienenart lebt nur an den Oderhängen in Ostbrandenburg. Die Efeuseidenbiene ist die Wildbienenart, die am spätesten im Jahr auf Nahrungssuche geht. Sie ernährt sich ausschließlich vom Pollen des Efeus. Deshalb fliegt sie erst ab Ende August aus, wenn der Efeu blüht. Und die Mohnbiene ernährt sich vom Pollen des Mohns und der Kornblume. Außerdem schneidet die Mohnbiene die Blütenblätter am Mohn aus, um damit ihr Nest auszukleiden.

Diese und viele andere Informationen vermittelte Dr. Hannes Petrischak bei der Fortbildung "Wildbienen in der Landwirtschaft" am 6. Juni im Kloster Stift zum Heiligengrabe. Dr. Hannes Petrischak von der Heinz-Sielmann-Stiftung, Leitung Naturschutz, trat dort als Referent auf. Damit folgte er der Einladung von Anja Hübner vom Wildbienenprojekt „Bienen brauchen Blüten“ des LPV Prignitz-Ruppiner Land e.V.

Zum Publikum gehörten 15 Fachleute aus den Bereichen Landwirtschafts- und Naturschutzberatung in Brandenburg. Darunter befanden sich auch zwei angehende Naturschutzberaterinnen, die derzeit die einjährige und berufsbegleitende Weiterbildung „Netzwerk Naturschutzberatung“ beim LPV Prignitz-Ruppiner Land e.V. absolvieren. Neben Vortrag und Diskussion gehörte eine Exkursion zum Programm.

„Wer etwas für den Schutz und Erhalt der Wildbienen machen will, sollte aus deren Sicht handeln und sich mit deren Lebensweise, Lebensräumen und Nahrung beschäftigen“, sagte Dr. Hannes Petrischak. Wildbienen bevorzugen trockene, warme und extensive Standorte. Beispielsweise bietet die Südseite alter Scheunenwände den Wildbienen gute Nistmöglichkeiten. Der weiche Mörtel an Ziegelmauern oder alte Lehmwände eigenen sich als Niststandorte. Stehendes Totholz und abgestorbene Äste bei Streuobst bieten den Wildbienen ebenfalls Lebensraum. Diese Standorte benötigt auch die Blaue Holzbiene – die Wildbiene des Jahres 2024.

„Magere Standorte und ein lückiger Bewuchs sind für die Wildbienen wichtig“, sagte Dr. Hannes Petrischak. Hingegen werden Wildbienen auf überdüngten Flächen verdrängt, weil der Bewuchs dort zu dicht ist.

Alle Obstarten sind für Wildbienen eine attraktive Nahrungsquelle. Auch Besenheide, Natternkopf, Ochsenkopf oder Resede bieten diesen Insekten Futter. Acht Wildbienenarten sind auf den Pollen der Glockenblume spezialisiert. Blut- und Wespenbiene zählen zu den sogenannten Kuckucksbienen. Diese legen ihre Eier in fremde Nester.

Bei der Exkursion in die Gemarkung Dahlhausen zeigte Dr. Hannes Petrischak dem Publikum unterschiedliche Wildbienen auf einer Anbaufläche von Kräutern. Zum Beispiel wachsen dort Lavendel und Thymian als Vertreter der Lippenblütler. „Alle Lippenblütler sind sehr attraktiv für Wildbienen“, sagte der Referent.

Das Gewöhnliche Ferkelkraut steht bei der Futtersuche der Wildbienen hoch im Kurs. Diese Wildstaude ist in Deutschland weit verbreitet, und bevorzugt wie die Wildbienen trockene und extensive Standorte.

Doch das Gewöhnliche Ferkelkraut fehlt in Brandenburg auf der Kennartenliste für artenreiches Grünland. Wenn Landwirte vier von 68 Kennarten auf ihren Flächen nachweisen können, erfüllen sie EU-Fördervoraussetzungen für die Ökoregelung 5 „Ergebnisorientierte extensive Grünlandbewirtschaftung.“ „Diese Listen sind oftmals nicht an Bienen orientiert“, sagte Dr. Hannes Petrischak. Bei diesen Kennarten für artenreiches Grünland steht vielmehr ein hoher Extensivierungsgrad der Fläche im Mittelpunkt.

Seit zehn bis 15 Jahren wächst das Interesse an den Wildbienen und ihre Rolle im Naturschutz sehr stark, beobachtet Dr. Hannes Petrischak. „Viele Menschen interessieren sich für dieses Thema, denn das Insektensterben und deren Folgen für die Artenvielfalt verankern sich zunehmend im Bewusstsein“, sagte der Referent.

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